„Wir haben keine Zeit für Jetlag“, sagt Petra Hay (72) aus Australien. Zusammen mit ihrem Mann Mark (66) ist sie aus der 16.000 Kilometer entfernten Metropole Sydney zur SAiL 2025 in Bremerhaven angereist. Etwas mehr als 25 Stunden dauerte die Flugreise nach Deutschland. Die Eheleute sind riesige SAiL-Fans. Deswegen haben sie auch nicht einen Moment gezögert, die anstrengende Reise anzutreten. Weil Mark Hay viele Jahre als Flugbegleiter gearbeitet hat, kennt er die Strapazen. „Man gewöhnt sich ein bisschen daran“, sagt er.
2010 war Petra Hay zum ersten Mal beim größten Windjammerfestival an der Nordseeküste zu Gast. Das Bild, was ihr von damals in Erinnerung geblieben ist, war der bewegende Moment, wie die „Gorch Fock“ mit neuen, jungen Rekruten an Bord den Liegeplatz verließ und deren Eltern ihnen hinterher winkten. Das hatte bei ihr einen bleibenden Eindruck hinterlassen. „So etwas habe ich noch nie gesehen – so viele riesige und unterschiedliche Schiffe auf einmal“, sagt sie begeistert. Zu jener Zeit war sie zu Besuch bei einer Freundin, die sie auf das Festival aufmerksam gemacht hatte. „Ich bin dann dorthin und dachte‚ das ist ja wahnsinnig schön‘“, erzählt sie. Sie hat den ganzen Tag am Hafen verbracht. Zuvor sei ihr die SAiL komplett unbekannt gewesen. Ein Foto zeigt sie 15 Jahre später vor dem berühmten Opernhaus in Sidney mit dem SAiL-Maskottchen „Jonathan“ und einem (abwaschbaren) SAiL-Tattoo am linken Unterarm – bestellt im Souvenir-Shop der Erlebnis Bremerhaven GmbH.
Petra Hay folgt in Australien der SAiL
Nachdem Petra Hay „Blut geleckt“ hatte, war schnell klar, dass es nicht bei diesem einen Besuch in Bremerhaven bleiben sollte. Auch 2020 war der Trip von Sidney bereits fest gebucht und die Vorfreude groß, bis die Corona-Pandemie ihnen einen Strich durch die Rechnung machte. Das Paar musste deswegen wie viele Andere weitere fünf Jahre warten. Petra Hay verpasste keine Nachricht aus Bremerhaven, sie folgt der SAiL bei Facebook und Instagram. Umso größer ist jetzt die Freude. „Wir sind endlich da“, sagt Petra zufrieden. Zu ihren Highlights gehören die älter aussehenden Schiffe wie die „Galeón Andalucía“, aber auch die „Gorch Fock“. „Ich war sehr happy, sie zu sehen – weil die ja auch immer in Hamburg war“, sagt sie.

Petra Hay ist in Finkenwerder, einem Stadtteil von Hamburg, geboren. 1973 ist die damals 20-Jährige nach Australien ausgewandert. Inzwischen lebt sie seit 52 Jahren dort. Doch die Verbindung nach Deutschland ist nie abgebrochen. Die SAiL ist ein Grund für einen Besuch, aber die Familie ist ebenso wichtig. „Wenn wir die Familie hier besuchen, dann zur Zeit der SAiL“, sagt die 72-Jährige. Auch nutzen sie die Zeit, um weitere Familienmitglieder außerhalb von Deutschland zu besuchen. Es geht unter anderem nach Manchester, wo ihr Sohn lebt.
Bis zum Winter in Europa unterwegs
Erst Anfang November kehren Petra und Mark Hay zurück nach Australien. „Wir fliegen wieder zurück, bevor es kalt wird“, sagt Petra Hay lachend. In der Vergangenheit sind die beiden schon mal länger geblieben, um die Weihnachtsmärkte mitzuerleben, die sie in Australien mitunter vermisst. „Manchmal sehe ich hier Gebäude, die älter sind als Australien“, stellt Ehemann Mark fest. Dafür punktet Australien mit wunderschönen Stränden. „Wenn man Australien und Deutschland vereinen könnte – das wäre schön“, sagen die Eheleute.

Die Begeisterung für Segelschiffe hat in der Familie eine lange Tradition. Im Jahr 1949 segelte Brian Hay, der Vater von Mark, mit der „Passat“ von Australien nach Europa. „Wir haben viele Fotos von der „Passat“ zu Hause, und mein Vater hat gerne davon erzählt“, sagt er. Es war die letzte Weizenregatta – ein Rennen, bei dem das Getreide so schnell wie möglich nach Europa gebracht werden sollte. Die Hays besitzen noch einen Zeitschriftenartikel aus dem Jahr 1949, der die Fahrt mit Bildern dokumentiert. Sie verlief über das Kap Hoorn bis nach England und dem Sieger winkten Ruhm und Ehre. Mit Brian Hay an Bord gewann die „Passat“ das letzte Rennen.

