
Bremerhaven – Die geplante Schließung der Bremerhavener Tafel sorgt weiterhin für Diskussionen. Radio Bremerhaven hatte bereits über die bevorstehende Schließung berichtet. Nun wurden der Redaktion weitere Informationen von Mitarbeitern der Tafel übermittelt, die ein anderes Bild der Situation zeichnen.
Demnach sollen innerhalb der Tafel sowohl organisatorische als auch personelle Probleme bestanden haben. Mitarbeiter berichteten unter anderem über:
Ungeeignete Führung: Die neue Tafelleitung soll in ihrer Position mangelnde Empathie gezeigt haben und für die Anforderungen der Arbeit bei der Tafel nicht geeignet gewesen sein.
Unterschlagung von Spenden: Es gibt Hinweise darauf, dass gespendete Waren, unter anderem von Baumärkten wie Obi, nicht korrekt an Bedürftige ausgegeben wurden. Einige Waren sollen verkauft oder privat genutzt worden sein, wie zum Beispiel Lebensmittel von „Hello Fresh“. Spenden kamen teilweise bei Bedürftigen gar nicht an, sondern wurden von Fahrern privat zu Hause ausgeladen. Den Personen, die vergeblich auf die Lebensmittel warteten, wurde auf Nachfrage gesagt, es stünden keine Fahrer für die Auslieferung zur Verfügung.
Fehlende Kontrolle und Sicherheitsmängel: Mitarbeiter berichteten von unsachgemäßen Arbeitsbedingungen, beispielsweise beim Transport von Lebensmitteln, und von Fällen, in denen Fahrer gesundheitlich eingeschränkt eingesetzt wurden.
Probleme mit arbeitsrechtlichen Maßnahmen: Ein ehemaliger Mitarbeiter schilderte, dass Abmahnungen und Kündigungen teils unter fragwürdigen Umständen erfolgten und der Betriebsrat involviert war. Außerdem gab es Fälle von Mobbing nach Meldungen über sexuelle Belästigung.
Kritik an der AWO: Mitarbeiter äußerten, dass die AWO, unter deren Trägerschaft die Tafel arbeitet, selbst für viele der Missstände verantwortlich sei. So sollen beispielsweise Projekte mit dem Jobcenter finanziell zu Gunsten der AWO auf Kosten der Steuerzahler ausgenutzt worden sein, während die Tafel zusätzlich Miete für Räumlichkeiten an die AWO in nicht unbeträchtlicher Höhe zahlen musste. Es wird von einem komplexen System berichtet, in dem Fördergelder und Gehälter größtenteils über die AWO laufen.
Die Aussagen der Mitarbeiter werfen Fragen darüber auf, ob die Schließung allein auf infrastrukturelle Probleme – wie die Verfügbarkeit des Kühlhauses – zurückzuführen sind. Die Vorwürfe, die Radio Bremerhaven erreicht haben, deuten auf tiefere organisatorische und finanzielle Probleme innerhalb der Bremerhavener Tafel und der AWO hin.
Vor dem Hintergrund dieser Berichte stellt sich die Frage, welche der genannten Missstände tatsächlich eine Rolle für die bevorstehende Schließung der Bremerhavener Tafel spielen und welche Gründe bislang möglicherweise nicht öffentlich thematisiert wurden.
(Anm. der Redaktion: Die Aussagen der Mitarbeiter und diesbezügliche Dokumente liegen Radio Bremerhaven vor.)
